Pressemeldungen der SPD im Kreis Offenbach

„Ehrlichkeit kostet nichts“ – Podiumsdiskussion mit Bildungsexperten in Rodgau

Lehrerbedarf, Unterrichtsausfall, Schulsozialarbeit, Digitalisierung, Gebührenfreiheit, Frage der Integration, Inklusion – all das waren Themen, die bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Wir reden über Schule“, ausgerichtet von der SPD Rodgau, am Dienstagabend, den 18.09.2018, im Bürgerhaus in Weiskirchen angesprochen und von Ralf Kunert, SPD-Landtagswahlkandidat im Wahlkreis 46, anmoderiert wurden. Er hatte zu diesem Anlass versierte Gäste eingeladen: Hans Beckmann, rheinland-pfälzischer Staatssekretär und Christoph Degen, Mitglied des Hessischen Landtags – beide SPD-Politiker und beide Bildungsexperten. Sie präsentierten beide ihre jeweiligen Erfahrungen, Sichtweisen und Verbesserungsvorschläge, diskutierten mit den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern.

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In Rheinland-Pfalz ist seit 1991 die SPD an der Regierungsspitze. Eine lange Zeit, die ihre Früchte in Bezug auf die Schule getragen hat: „Die Unterrichtsversorgung ist bei uns gewährleistet, sie ist im Gegensatz zu Hessen weitaus transparenter“, so Beckmann. Damit meint er, dass es in Hessen durch die Statistiken keine guten Prognosedaten gibt, die aussagen, wo es zu besetzende Stellen gibt. Auch temporäre Ausfälle müssen registriert werden. Ein Vertretungspool von Beamten, gut ausgebildeten Lehrkräften, steht dem Nachbarbundesland zur Verfügung, um den Lehrerbedarf zu decken; es gibt keine so genannten „Seiteneinsteiger“ (studiert, aber kein Lehramtsstudium). Christoph Degen, selber Förderschullehrer, kritisiert, dass die derzeitige Schwarz-Grüne Landesregierung von einer 104%-igen Lehrerversorgung spricht. „Das ist so nicht korrekt, 100 Prozent sehen überall anders aus. Ehrlichkeit kostet nichts, die Zustände müssen klar benannt werden. Es gibt ein Problem der Zeitverträge und einen Mangel an Grund- und Förderschullehrern. Ein Schwerpunkt der kommenden Legislatur muss und wird die Lehrkraftfort- und -weiterbildung sein.“

Auch das Thema Ganztagsschule spielte eine Rolle in der Diskussion. „Es bedarf einer solchen, die auch dem Begriff würdig ist“, sprach Kunert mit Nachdruck. „Hessen hat eigentlich eine verlängerte Mittagspause, von einer Ganztagsschule kann nicht die Rede sein“, so Hans Beckmann. Der „Pakt für den Nachmittag“ sei keine Lösung, sagt auch Christoph Degen.

Aus dem Plenum wird die Situation im Kreis Offenbach in den Fokus gerückt. „Wir haben ein organisiertes Chaos, es gibt zu viele Beteiligte, Land, Kreis (Schulträger), Kommune (Schulsozialarbeit), Fördervereine (Betreuung)“. Dem Lehrermangel und auch dem Schülerzuwachs hätte bisher entgegengesteuert werden können, es sei nur immer die Frage, welche Zahlen man von den Erhebungen haben und wissen möchte. Dann wären zum Beispiel auch Container vermeidbar.

Bei der Digitalisierung sind sich Beckmann, Degen und Kunert, sowie alle Anwesenden einig, dass nicht nur Kinder bei der medialen Erziehung mitgenommen werden müssen, sondern auch die Eltern. „Wichtig ist auch zu hinterfragen, wo ich digitale Medien benötige und wo nicht“, sagt Degen. „Technik muss immer der Pädagogik folgen“, ergänzt Beckmann.

Nach einer etwa 90-minütigen Podiumsdiskussion endet die Veranstaltung. „Wir haben festgestellt, dass die Fragen der Ressourcen, Planbarkeit und Kontinuität eine wichtige Rolle spielen und hierbei gibt es noch sehr viel zu tun. Die Wählerinnen und Wähler sind in Hessen nun gefragt, wem sie ihr Vertrauen beim Ausfüllen der Stimmzettel aussprechen, wer für Verbesserungen in der Bildungspolitik steht“, unterstreicht Ralf Kunert abschließend.