Fachärztemangel im Landkreis Offenbach
Am 17. Juli organisierte die SPD-AG 60 plus Kreis Offenbach eine kleine Anhörung mit im Landkreis ansässigen Medizinern zur Frage des Fachärztemangels im Kreis Offenbach. Das Ziel dieser Auftaktveranstaltung zu einer Reihe von Informationsveranstaltungen war es, die Gründe zu erläutern, die z.B. zu langen Wartezeiten auf Termine führen und Vorschläge an die Kommunalpolitik zu erarbeiten, die zu einer Verbessrung ärztlicher Versorgung führen.

Zu Beginn wies Ulrike Alex, ehem. MdL, die als Moderatorin fungierte, auf den Widerspruch zwischen dem erlebten Ärztemangel und der Versorgung im Kreis Offenbach auf dem Papier hin, die in den meisten Fachrichtungen deutlich über 100% liege.
Frau Dr. Inge Reckel-Botzem, (Hainburg) beschrieb die Schwierigkeit bei dem Versuch, eine Nachfolge für Ihre gynäkologische Praxis zu bekommen. Da sehr viele junge Frauen Medizin studierten, diese aber auch oft eine Familie versorgten und auch junge Männer nicht mehr bereit sind, die Mehrarbeit zu leisten, die mit einer eigenen Praxis einhergeht, fehlt der Nachwuchs. Einig waren sich die Mediziner, dass auch die hohe Dokumentationsverpflichtung viel Aufwand erfordere.
Wenn ein Arzt in Ruhestand gehe und seine Praxis keine Nachfolge habe, berichtete Frank Leopold, Neurologe aus Neu-Isenburg, so wird natürlich der Arbeitsdruck für die bestehenden Praxen um so größer.
Dr. Christian Klepzig, Diabetologe aus Rodgau, kritisierte, dass Neuerungen, etwa Geräte, die Untersuchungen verbessern und beschleunigen nicht unterstützt werden, weil sie zunächst teurer sind und die Verbesserung der Gesundheitsversorgung und Einsparungen in der Zukunft nicht gewertet und deshalb auch nicht gefördert werden.
Gemeinsam war allen anwesenden Medizinern die Kritik an der Gesundheitsgesetzgebung von Bund und Land. Diese gehe häufig an der Realität vorbei. Dr. Reinhold Jerwan (Dietzenbach) berichtete, dass es seine Praxis in jedem Quartal drei Wochen schließen müsse, weil er, wenn er über 780 Arbeitsstunden im Quartal arbeite, dafür von der KV in Regress genommen werde; eine Strafe zahlen müsse.
Die etwa 30 Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, sowie weitere Mediziner, Vertreter der Rettungsdienste, der Leitstelle Älterwerden des Kreises Offenbach interessierte natürlich, inwieweit die Kommunalpolitik zur Problemlösung beitragen könne.
Wichtig sei es, so Dr. Jerwan, dass die Kommunen Anreize bieten, um Ärztinnen und Ärzte zu bewegen, sich niederzulassen, zum Beispiel durch unterstützende Anfangsdarlehen und die Hilfe bei der Suche nach Praxisräumen.
Nach Abschluss der kleinen Anhörung gab es noch viel Redebedarf unter den Anwesenden. Die AG 60 plus Vorsitzende Monika Lehr-Horch kündigte an, dass noch eine weitere kleine interne Anhörung mit dem Präsidenten der KV Hessen geplant ist und nach einer Auswertung der Ergebnisse durch den Vorstand der AG 60 plus zu Beginn des kommenden Jahres eine große öffentliche Veranstaltung zum Thema „Fachärztemangel im Kreis OF“ stattfinden soll.