Nachrichten der Kreistagsfraktion

Der Pakt für den Nachmittag - eine Mogelpackung?

Die Einrichtung von Ganztagsschulen ist die sozialdemokratische Antwort auf die Herausforderungen im Bildungsbereich. Die schwarz-grüne Mehrheit im hessischen Landtag setzt dagegen allein auf den sogenannten Pakt für den Nachmittag. Durch diese Festlegung sind auch die Schulträger bei ihren Entscheidungen gebunden. Daher hat sich die SPD-Kreistagsfraktion mit der CDU-Fraktion darauf verständigt, den Pakt für den Nachmittag ab dem Schuljahr 2016/2017 auch im Kreis Offenbach umzusetzen, und so den Schulen und Eltern, die dies wünschen, die Möglichkeit der Weiterentwicklung ihrer Schule zu eröffnen.
Doch wie sind die realen Bedingungen des Paktes für den Nachmittag? Darüber führte die SPD-Kreistagsfraktion ein Gespräch an der Schule im Kirchgarten in Babenhausen. Diese Schule hat mit der Umsetzung des Paktes begonnen, da der Landkreis Darmstadt-Dieburg einer der sogenannten Pilotlandkreise war, die schon ab dem Schuljahr 2015/2016 erste Erfahrungen sammeln durften. Die Informationen sind ernüchternd.

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Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion im Speiseraum der Schule im Kirchgarten, v.l.n.r.: Stadtrat Dr. Lang aus Dietzenbach als Gast, Günter Lachmund, Walter Fontaine, Ute Seib, Heide Wolf, Schularbeitskreisvorsitzender Jürgen Kaiser, Rolf Wenzel und Gisela Schmalenbach

Die Schule im Kirchgarten bietet zur Zeit eine Betreuung bis 14:30 Uhr an, ohne Ferienbetreuung, und es ist das Ziel, gemeinsam mit einem Hort in unmittelbarer Nähe der Schule zu fusionieren, damit ab dem nächsten Schuljahr eine Ganztagsbetreuung angeboten werden kann.

Wie die Schulleitung der Schule anhand der Stundentafeln erläuterte, reichen die Personalressourcen der Schule aber nicht aus, die Betreuung bis 14:30 Uhr zu gewährleisten. Mit dem Pakt erhielt die Schule 3,4 Lehrerstellen Mehrzuteilung (400 Schüler multipliziert mit dem entsprechenden Faktor = 3,4). Die Finanzierung der Personallücke wird durch Elternbeiträge in Höhe von 45 €/Monat erreicht.

Das offiziell kommunizierte Angebot des Landes sieht allerdings vor, die Finanzierung des Schulangebotes bis 14:30 Uhr vollständig zu decken.

Diese Elternbeiträge schreckten auch eine Reihe von Eltern ab, sodass die Schule z.Z. nur 54 Schüler/Schülerinnen in der Betreuung bis 14:30 Uhr hat. Ursprünglich, als noch Kostenfreiheit avisiert war, hatten sich mehr als doppelt so viele Eltern dafür interessiert.

Damit einher geht die Befürchtung, dass gerade die Kinder, denen eine weitere Förderung in der Schule, eine persönliche Weiterentwicklung erlauben würden, an dem Angebot nicht teilnehmen.

Dass mit dem Pakt für den Nachmittag auch keine Veränderungen der pädagogischen Grundlagen möglich sind, war schon vorher bekannt. Es bleibt beim Pakt für den Nachmittag bei einer Halbtagsschule mit angeschlossener Betreuung. Für berufstätige Eltern ein Segen, weil die Kinder gut versorgt sind. Was fehlt ist die kindgerechten Umgestaltung des Schulalltages - die durchgängigen Lernblöcke bleiben, ein Wechsel zwischen Lernen und Entspannen findet nicht statt.